Marina Bergmüller • St. Petersburg | Köln, 26.01.2017

Einmal Piter – immer Piter

Als ich vor einigen Jahren nach St. Petersburg ging, erfüllte ich mir meinen lang ersehnten Traum. Als Kind war ich fasziniert von der Schönheit, Mystik, aber auch Schwere dieser Stadt, die uns in den sparsamen Bildern und Geschichten in der Schule nahe gebracht wurden. Diese Stadt war immer hier, war in meinem Land, doch sie schien mir so unerreichbar fern. Und jene zehn Tage, die mein Aufenthalt dort dauerte, waren so erfüllt von Ereignissen, dass es mir am Ende vorkam, als hätte ich es schon immer gekannt, und alles war mir in dieser Stadt vertraut. Und ich wollte immer mehr haben, von dieser besonderen Luft, von dem Farbenspiel der Natur und Architektur, von der Weite der Straßen und von der Tiefe des Sees.

Damals konnte ich es nicht erahnen, dass bald meine Besuche in St. Petersburg fast zu etwas Natürlichem werden und dass ich mindestens zwei Mal im Jahr diese unglaubliche Stadt genießen kann. Und jedes Mal seitdem schlägt mein Herz immer schneller, wenn ich dort bin, wie bei einer Begegnung mit einer mir wichtigen Person. Und jedes Mal eröffnet sie sich mir von einer anderen Seite. Mal in der Pracht des Newsky Prospekts mit seinen klassizistischen Kaufhäusern – keines gleicht seinem Nachbarn -, oder mit der Grazie des Schlossplatzes vor der Eremitage. Mal in der Gemütlichkeit des neulich entdeckten Cafés Kvartirka („kleine Wohnung“), ausgestattet im Stil der 80er Jahre, in dem man sich wie bei jemandem zuhause fühlt, wo die bekanntesten Lieder von damals erklingen und die Füße gewollt oder ungewollt beginnen, zum Takt zu tanzen. Und ein anderes Mal ist sie sehr geschäftig, ohne lange Spaziergänge oder Muße, im Gegenteil, sogar mit etwas Zeitdruck wichtiger Einkäufe oder bloß Freundestreffen. Und überall und immer diese herzlichen Menschen, mit denen man so einfach und ungezwungen ins Gespräch kommt, die neugierig, fröhlich, besorgt und doch glücklich sind … Genauso wie hier, genauso wie in meiner Kindheit, in der auch die Welt meines Heimatstädtchens so unendlich groß und einfach perfekt war. Die Welt, in der Liebe und Zuversicht herrschten.

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